Intersex Day of Remembrance

Heute am 8. November ist der Geburtstag der berühmten intergeschlechtlichen Person Herculine*Abel Barbin (*1838 †1868), bekannt geworden durch die Veröffentlichung ihrer*seiner Memoiren durch Michel Foucault. Zugleich markiert dieses Datum den Intersex Day of Remembrance, an dem wir heute auf die Situation von intergeschlechtlichen Menschen in Deutschland hinweisen wollen.

Obwohl es in Deutschland mittlerweile möglich ist, die dritte Option „divers“ bei dem Geschlechtseintrag zu wählen und im Mai 2021 das Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung verabschiedet wurde, das operative Eingriffe bei intergeschlechtlichen Minderjährigen reguliert, gibt es noch immer einiges zu tun, um intergeschlechtlichen Menschen vor Stigmatisierung und Gewalt zu schützen.

Die binäre Einordnung in Mann/Frau ist in Deutschland immer noch die Norm. Intergeschlechtliche Menschen erfahren täglich die Gewalt des binären Geschlechtersystems, das sie als pathologisch markiert.

Besonders im medizinischen Bereich ist die an inter* Personen ausgeübte Gewalt groß. So wurden Studien zufolge vor dem Verbot der Operationen an Minderjährigen jährlich ca. 1871 Operationen an Kindern unter zehn Jahren durchgeführt (Mittelwert der Studie von Hoenes/Januschke/Klöppel 2019).

Diese Operationen können häufig zu Komplikationen führen, die die unterschiedlichsten Probleme im Alltag, z.B. beim Urinieren, hervorrufen. Auch Nebenwirkungen von angeordneten Hormontherapien sind häufig.

Die Gewalt gegen inter* Personen im Gesundheitssystem wirkt sich dabei auch auf die psychische Gesundheit aus. Studien zeigen, dass über 60 % von inter* Personen an Angststörungen oder Depressionen leiden, auch ist die Suizidalität unter inter* Personen höher (vgl. Schweizer/Richter-Appelt 2012).

Körperliche Selbstbestimmung und genitale Integrität sind deshalb wichtige Menschenrechte, das Engagement für inter* Rechte muss weitergehen. Es müssen alle gesetzlichen Lücken geschlossen werden, die unnötige und unfreiwillige Operationen weiterhin zulassen.